Es gibt interessante Erkenntnisse zu den Auswirkungen des klinischen Endocannabinoid Mangel.
Chronische Krankheiten gehören zu unserem Alltag. Ebenso die Tatsache, dass in vielen Fällen deren Ursachen weder behandelt werden noch bekannt sind. Oftmals findet eine reine Symptombehandlung statt und die Patienten gewöhnen sich an ihr Schicksal.
Dabei ist das nicht unbedingt notwendig, denn es gibt neue Erkenntnisse, die für viele Betroffene eine Lösung darstellen könnte. Und zwar hängt das mit dem noch relativ unbekannten Endocannabinoid-System unseres Körpers und einem klinischen Endocannabinoid Mangel – kurz CECD – zusammen.
Was ist das Endocannabinoid-System ECS?
Im Zuge der Cannabis-Erforschung entdeckten Wissenschaftler das Endocannabinoid-System des Menschen. Dabei handelt es sich um ein Steuerungssystem ähnlich dem Blut- und Nervensystem in unserem Körper.
Auf der Suchen nach den Ursachen für die Wirkung von Cannabis auf unseren Organismus fand der israelische Forscher Raphael Mechoulam wahrscheinlich als erster die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren C1 und C2.
Außerdem wurde bekannt, dass diese Rezeptoren auf externe Cannabinoide wie CBD und THC aus der Hanfpflanze genauso reagieren, wie auf die körpereigenen Botenstoffe. Denn auch diese gibt es.
Endocannabinoide werden also von unserem Körper produziert. Du kannst sie dir wie Schlüssel vorstellen, die nur in ganz bestimmte Schlösser passen – den Cannabis Rezeptoren. Auch wenn die Forscher bis jetzt nur die C1 und C2 Rezeptoren kennen, wird davon ausgegangen, dass es in unserem Körper weitere Cannabinoid Rezeptoren gibt.
Die Rezeptoren des ECS
Lokalisiert wurden die C1 und C2 Rezeptoren an verschiedenen Stellen in unserem Körper:
C1 Rezeptoren – sind vorwiegend in Nervenzellen des zentralen Nervensystems – also in verschiedenen Regionen des Gehirns zu finden. Sie kommen aber auch im peripheren Nervensystem – und hier beispielsweise im Darm und den Nieren vor.
C2 Rezeptoren – sitzen vorwiegend auf den Zellen unseres Immunsystems sowie auf Zellen, die für den Auf- und Abbau unserer Knochen beteiligt sind.
Mittlerweile geht die Wissenschaft davon aus, dass es sich auch bei den G-Protein gekoppelten Rezeptoren:
- GPR18
- GPR119
- GPR55
um Cannabinoide Rezeptoren des ECS handelt.
Die wichtigsten Aufgaben des Endocannabinoid-Systems ECS
Die Hauptaufgabe des ECS im menschlichen Organismus besteht in der Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der sogenannten Homöostase – dem gesunden Gleichgewicht wichtiger Körperfunktionen.
Tatsächlich ist das ECS an lebenswichtigen Regulationsvorgängen unseres Organismus beteiligt. Aufgrund seiner vielfältigen Funktionen fällt es den Forschern schwer zu erklären, was es genau macht.
Das ECS reguliert hunderte von Zellfunktionen und beeinflusst damit beispielsweise:
- die Motorik
- das Gedächtnis
- die Verdauung
- das Immunsystem
Seine Hauptfunktion scheint darin zu liegen, das Nervensystem bei der Zellkommunikation zu unterstützen. Das bedeutet, es fungiert als eine Art Lesebestätigung bei der retrograden Signalübertragung.
Damit sorgt es für das reibungslose Funktionieren von:
- Leber
- Herz
- Knochenwachstum
- Fortpflanzung
- Stoffwechsel
und vielen anderen mehr.
Das Zusammenspiel von Rezeptoren und Endo-Cannabinoiden
Drei Komponenten – die C1 und C2 Rezeptoren, die Endocannabinoide und bestimmte Enzyme – sind die Voraussetzung dafür, dass das ECS störungsfrei seine Arbeit erledigen kann.
Die Rezeptoren hast du bereits kennengelernt.
Die Endocannabinoide – bei denen es sich um sogenannte Botenstoffe handelt, sind verantwortlich für die Kommunikation bzw. Interaktion mit den Rezeptoren. Bislang haben die Forscher zwei körpereigene Cannabinoide entdecken können:
- 2-Arachidonoylglycerol (2-AG) – agiert vorwiegend innerhalb des Gehirns und Rückenmarks und weist eine ähnliche „Form“ wie das THC der Cannabispflanze auf.
- Arachidonylethanolamid (Anandamid) – agiert vorwiegend abseits von Gehirn und Rückenmark und kann von unserem Körper nur gebildet werden, wenn ausreichend Linolsäure vorliegt. Sein Name ist abgeleitet von dem Sanskrit-Wort Ananda, was so viel wie Freude oder Glück bedeutet.
Die Endocannabinoide-Enzyme – im Grunde eine spezielle Proteinart unseres Organismus – die für die Zersetzung der Endocannabinoide verantwortlich sind, verhalten sich wie unsere „Müllentsorger“. Auf „Zuruf“ vernichten sie ganz bestimmte Endocannabinoide, die vom Körper nicht mehr benötigt werden.
Ohne sie könnten sich Endo-Cannabinoide zunehmend an bestimmte Rezeptoren ansammeln und bei diesen zu übermäßigen Aktivitäten führen.
Welche Ursachen gibt es für einen klinischen Endocannabinoid-Mangel?
Sowohl das ECS, noch dessen Funktionen sind bislang unzureichend erforscht, sodass es nur wenige Informationen darüber gibt.
Dennoch haben die Wissenschaftler bereits eines herausgefunden: Bestimmte gesundheitliche Probleme sind eindeutig auf den Mangel von Endocannabinoiden in unserem Organismus zurückzuführen. Einer der ersten, der diese Vermutung äußerte, ist der renommierte Cannabis-Forscher Dr. Ethan Russo.
Die Ursachen eines klinischen Endocannabinoid-Mangels – CECD (Clinical endocannabinoid deficiency) sind in unterschiedlichen Bereichen zu finden.
Zum einen wird angenommen, dass ECS – Rezeptoren beschädigt wurden oder ganz fehlen, was als Folge einer genetischen Disposition vorkommen kann. Zum anderen wird vermutet, dass auch nicht körperlich begründete Einflüsse Ursache für einen klinischen Endocannabinoidmangel sein können, wie zum Beispiel:
- Schlafmangel
- falsche Ernährung
Dabei ist ine Vermutung der Forscher, dass ein Körper zu wenig Enzyme produziert, die zur Herstellung oder aber zum Abbau der Endocannabinoide gebraucht werden. Das kann mit einer falschen Ernährung zusammen hängen. Ein dadurch hervorgerufener Mangel – beispielsweise ein Eisenmangel – ist durchaus in der Lage, den Körper und dessen Regulationssystem in deren Funktionsweisen deutlich zu beeinflussen.
Mittlerweile gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Mangel an bestimmten Vitaminen mitverantwortlich für einen CECD ist. Es gibt bereits Studien, die darauf hindeuten.
- So stellten Forscher beispielsweise 2019 in einer Untersuchung fest, dass ein Vitamin-D Mangel bei Mäusen negativen Einfluss auf die Darmmikrobiotika und dadurch auch auf das Endocannabinoid-System hat (1)
Welche Folgen hat ein klinischer Endocannabinoid-Mangel?
Ebenso wie die Forschungslage zur Funktion des Endocannabinoid-Systems noch recht beschränkt ausfällt, verhält es sich mit den Untersuchungen zum Endocannabinoid-Mangel, der – obwohl mittlerweile wissenschaftlich bestätigt – noch nicht als Krankheit anerkannt ist.
Bereits 2008 stellte sich der berühmte Cannabisforscher Dr. Ethan Russo die Frage:
„Klinischer Endocannabinoid-Mangel (CECD): Kann dieses Konzept den therapeutischen Nutzen von Cannabis bei Migräne, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom und anderen behandlungsresistenten Erkrankungen erklären?“
In seiner dazu durchgeführten Studie (2) untersuchte Russo die Annahme, dass der CECD Grundlage für die Pathophysiologie von Migräne, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom und anderen funktionellen Zuständen sein könnte, die durch die Gabe von klinischem Cannabis gelindert werden.
Dafür wurde sämtliche verfügbare Literatur gesichtet und weitere Literaturrecherchen über die Datenbank der National Library of Medicine und andere Ressourcen durchgeführt.
Mit folgendem Ergebnis:
Migräne, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom und verwandte Erkrankungen weisen gemeinsame klinische, biochemische und pathophysiologische Muster auf. Diese deuten darauf hin, dass ihnen allen ein klinischer Endocannabinoid-Mangel zugrunde liegt, der in geeigneter Weise mit Cannabinoid-Medikamenten behandelt werden kann.
Dr. Ethan Russo ist im Übrigen nicht der einzige Forscher, der auf diese Ergebnisse kommt. Es gibt ähnliche Studien anderer Forscher wie beispielsweise:
- Die Rolle des Endocannabinoid-Systems in der Pathophysiologie und Behandlung des Reizdarmsyndroms – von Martin A. Storr, Department of Medicine, Division of Gastroenterology, University Calgary, 3280 Hospital Drive NW, Calgary, AB, Canada (3)
Hier stellte das Team Folgendes fest:
Das Endocannabinoid-System ist an der Regulierung zahlreicher Magen-Darm-Funktionen beteiligt, einschließlich Motilität, Empfindung und Sekretion. Die Aktivierung der CB1- und CB2-Rezeptoren reduziert unter verschiedenen Umständen die Beweglichkeit, des Darms, begrenzt die Sekretion und verringert dessen Überempfindlichkeit.
Sind diese Regulationsmechanismen gestört, kommt es zu wiederkehrenden Problemen in diesem Bereich.
Wie entwickelt sich die Erforschung bezüglich des Endocannabinoid-Mangels?
Mediziner und Forscher beschäftigen sich weiter mit zahlreichen häufig subjektiven Schmerzsyndromen, denen augenscheinlich objektive Anzeichen fehlen und die weitestgehend behandlungsresistent erscheinen.
Dazu gehören neben Migräne, Fibromyalgie und Reizdarmsyndrom weitere Erkrankungen, die dafür sorgen, dass Betroffene das Etikett der Psychosomatik aufgedrückt bekommen sowie endlosen und wirkungslosen pharmazeutischen Interventionen ausgesetzt sind.
Die gemeinsame Symptomatik und Pathologie solcher Erkrankungen lassen vermuten, dass ihnen allen ein Endocannabinoid-Mangel zugrunde liegt. Allein die Tatsache, dass eine Behandlung mit Cannabinoiden Erfolge zeigt, bestätigt diese Annahme und wurde mittlerweile auch durch unzählige Daten aus medizinischen Studien untermauert.
So fand man statistisch signifikante Unterschiede der Anandamid-Spiegel (Anandamid = endogenes Cannabinoid) in den Zerebrospinal-Flüssigkeiten von Migränepatienten. Des Weiteren konnte in Studien eine ECS-Unterfunktion bei posttraumatischen Belastungsstörungen nachgewiesen werden.
Weitere Studien zeigen eindeutig, dass mit einer Cannabinoid-Behandlung
- die Verringerung von Schmerzen
- die Beseitigung von Schlafstörungen
möglich ist. (4)
Auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass zahlreiche weitere gesundheitliche Probleme auf einen Endocannabinoid-Mangel zurückzuführen sind, ist dies noch nicht ausreichend wissenschaftlich bestätigt. Das betrifft beispielsweise:
- Mukoviszidose
- Phantomschmerzen
- Posttraumatische Belastungsstörungen PTBS
- Bipolare Erkrankungen
- Menstruationsbeschwerden
Dennoch gibt es bereits jetzt in entsprechenden Foren und auf Social Media tausende Anwender *Innen, die von ihren positiven Erfahrungen mit der Einnahme von CBD Öl oder anderen Cannabisprodukten berichten.
Und auch engagierte Forscher wie Dr. Ethan Russo kämpfen weiterhin mit ihren Ansätzen für Patienten mit zahlreichen häufig subjektiven Schmerzsyndromen, die objektive Anzeichen vermissen lassen und die sich durch eine Behandlungsresistenz auszeichnen.
Worin begründen sich die weitreichenden Auswirkungen eines klinischen Endocannabinoid-Mangels?
Kehren wir gedanklich nochmal zurück zu der Tatsache, dass das Endocannabinoid-System ein ebenso wichtiges Regulationssystem wie das Nerven- und Blutsystem darstellt und im gesamten Körper zu finden ist. So ist es leicht nachvollziehbar, dass ein in diesem Bereich auftretender Mangel zu etlichen Problemen führen kann.
Stell dir doch einfach mal vor, das Blutsystem wäre nicht in Ordnung. Das bekäme man auch vom Scheitel bis zur Sohle zu spüren. Für das Nervensystem trifft das Gleiche zu.
Kommt es in unserem Körper zu einem Endocannabinoid-Mangel, kann unser Organismus nicht mehr einwandfrei funktionieren und in einem schleichenden Prozess kommt es so wahrscheinlich zur Entstehung vieler chronischer Erkrankungen wie beispielsweise:
- Fibromyalgie
- Migräne
- Reizdarmsyndrom
Was den Wissenschaftler aufgefallen ist: Alle drei Erkrankungen gehen mit einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit einher und viele Patienten leiden oftmals zusätzlich unter Depressionen und Ängsten. Außerdem fällt auf, dass die o.g. Erkrankungen recht häufig gleichzeitig in Erscheinung treten.
Ein weiteres starkes Indiz für den Zusammenhang mit einem Endocannabinoid-Mangel kommt hinzu: Alle Patienten, die unter o.g. Krankheiten leiden, berichten davon, dass sich die Symptome unter der Einnahme von CBD oder auch dem Rauchen eines Cannabis-Joints verbessern.
Typische Zeichen für einen Endocannabinoide-Mangel
Forscher, wie Dr. Ethan Russo geben als typische Zeichen für einen bestehenden Endocannabinoid-Mangel folgende Symptome an:
- Stimmungsschwankungen
- herabgesetzte Schmerzgrenze
- Störungen des Verdauungssystems
- Schlafstörungen
Die gleichen Symptome treten auf bei chronischen Krankheiten und auch bei psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen auf.
Was tun bei einem Endocannabinoid-Mangel?
Es gibt bereits von Experten ausgesprochene Empfehlungen zur Behandlung eines eventuell bestehenden Endocannabinoid-Mangels.
Ein Tipp ist der Einsatz von medizinischem Cannabis. Bei chronischen Schmerzpatienten verschreiben einige Ärzte bereits Cannabis als Schmerzmittel. Leider stellen sich häufig die Krankenkassen quer, wenn es um die Kostenübernahme der Behandlung geht. Diese geben lieber mehr Geld für teure Schmerzmittel mit krassen Nebenwirkungen aus – warum auch immer?!
Natürlich hat außerdem auch jeder Patient die Möglichkeit etwas zu tun:
- Ernährungsumstellung, um die Mikrobiologie im Darm zu unterstützen
- körperliche Ertüchtigung – natürlich immer im Rahmen des Möglichen – in manchen Fällen ist das ein Spaziergang an frischer Luft
- CBD-Produkte – denn sie sind momentan für viele Menschen die einzige Möglichkeit, externe Cannabinoide einzunehmen
Fazit
Es ist traurig, dass o.g. Forschungsergebnisse sich weder in politischen Entscheidungen noch in denen der Krankenkassen wiederfinden. Bis sich das ändert, bin ich – wie wahrscheinlich viele andere Anwender*innen von CBD Öl froh darüber, dass es CBD Produkte gibt.
1 Comment
CBD Öl: Alles über das angesagte Hanf-Produkt - DWB-BLOG · 16. August 2022 at 14:34
[…] im Organismus, die verschiedenste Symptome zur Folge haben. Mehr dazu erfährst du im Blogbeitrag: Klinischer Endocannabinoidmangel. CBD hat durch diese ausgleichende Wirkung viele positive Effekte auf deinen […]